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520/IX. - Antrag auf Wiederherstellung bzw. Anlegung der historischen Wegeverbindung entlang des Kermisdahlhan

Vorlagennummer520/IX.
Beratungsartöffentlich
Drucksache und Anlagen:
Beschlussvorschlag:


Der Ausschuss für Bürgeranträge beschließt, wie in der Drucksache vorgeschlagen vorzugehen.

Sachverhalt:


Mit Schreiben vom 21.10.2011 bringt die Antragstellerin ihren Wunsch nach Wiederherstellung einer historischen Wegeverbindung entlang des Kermisdahlhangs zum Ausdruck. Durch diese Wegeverbindung könnten die beiden Parkbereiche des Prinz-Moritz-Parks miteinander verbunden werden. Derzeit wird der räumliche Zusammenhang, nach Auffassung der Antragstellerin, durch das Gebäude der Kreisverwaltung gestört.

In ihren Ausführungen stellt die Antragstellerin die besondere Bedeutung der historischen Gartenanlagen in diesem Bereich dar und verweist im Wesentlichen auf die dort Mitte des 17. Jahrhunderts vorhandenen Terrassengärten. Ferner stellt die Antragstellerin den Bezug in die jüngere Vergangenheit her, indem sie auf die große Bedeutung des ehemaligen Hotels „Maywald“ verweist, das sich Ende des 19. Jahrhunderts am jetzigen Standort der Kreisverwaltung befand. Die Antragstellerin sieht in der Herstellung der Wegeverbindung zum einen eine historische Brücke von der Gartenkunst des Johann Moritz von Nassau-Siegen mit der Kurbäderzeit und zum anderen eine sinnvolle Bereicherung der Wegeverbindungen des Prinz-Moritz-Kanals bis zur Luisenbrücke.

Die Stadt Kleve erkennt die von der Antragstellerin dargestellte hohe Wertigkeit der historischen Gartenanlagen und deren internationale Bedeutung an und ist sich der entsprechenden Verantwortung bewusst. Auch die Bedeutung des Hotels "Maywald" für die Stadt Kleve wird ausdrücklich geteilt. Sowohl in der Vergangenheit als auch zukünftig stellt die schrittweise Rekonstruktion der historischen Gartenanlagen ein wichtiges Ziel der Stadt Kleve dar.

Eine Rekonstruktion bzw. Ergänzung und Entwicklung der Gartenanlagen bedarf allerdings umfangreicher planerischer Vorarbeiten sowie eines hohen Maßes an Abstimmung. Insbesondere in Bezug auf die Integration neuer Gestaltungselemente, die nicht eindeutig dem zu rekonstruierenden Zustand zugeordnet werden können, bedarf es einer engen Abstimmung mit der zuständigen Gartendenkmalpflege. Aktuell wird die Erarbeitung eines Parkpflegekonzeptes vorbereitet, um die weiteren Arbeiten in den historischen Gartenanlagen diesbezüglich langfristig auf eine solide Grundlage zu stellen. In einem ersten Schritt konzentriert sich die Stadt Kleve in diesem Parkpflegekonzept auf die Bereiche Tiergarten und Amphitheater. Doch soll das Konzept mittelfristig nicht auf diese Teilflächen reduziert bleiben. Durch den Abriss des Kinderheims sowie der Seniorenresidenz in jüngster Vergangenheit ist ein großer planerischer Bedarf zu attestieren, der zunächst vordringlich zu bearbeiten ist, da hier ein aktueller Handlungsbedarf besteht.

Neben technischen Fragen der Hangsicherung im Bereich Kermisdahl sind zudem eigentumsrechtliche Aspekte zu klären. Große Teile der angedachten Wegeführung stehen nicht im Eigentum der Stadt Kleve. Der Kermisdahlhang bedarf einer ständigen Beobachtung, da die starke Neigung des Hangs in Teilbereichen immer wieder zu einem nicht gewollten Abrutschen führt. Mitunter führt dies dazu, dass Bäume umstürzen oder Wege sich neigen, so dass ein erheblicher Reparatur- und Sanierungsbedarf zu verzeichnen ist. Die mit der Sicherung und Pflege des Kermisdahlhangs, sofern die Flächen städtisches Eigentum sind, betrauten Umweltbetriebe der Stadt Kleve sind sich der Problematik bewusst und haben in ihrem Unterhaltungskonzept nach Auffassung der Stadt Kleve eine guten Kompromiss gefunden zwischen Verkehrssicherungspflicht, Hangschutz, Landschaftsschutz sowie gestalterischen Geschichtspunkten, so dass, in Anbetracht der problematischen Umstände hier kein grundsätzlicher Handlungsbedarf zu erkennen ist im Rahmen dessen die vorgeschlagene Maßnahme integriert werden könnte. In ihrer Stellungnahme zu diesem Antrag haben die Umweltbetriebe der Stadt Kleve auf diese Problematik noch einmal deutlich hingewiesen.

Die Verwaltung schlägt vor, zunächst die Rekonstruktion der historischen Gartenanlagen in deren Kernbereichen (Amphitheater/Tiergarten) zu realisieren, da hier ein aktueller Handlungsbedarf attestiert werden kann. Nach Umsetzung der in diesen Teilbereichen vorzunehmenden Maßnahmen sollte die Verwaltung beauftragt werden, Untersuchungen durchzuführen mit dem Ziel, die Machbarkeit und Sinnhaftigkeit der Rekonstruktion oder Ergänzung der historischen Gartenanlagen des Bereichs Kermisdahlhang zu prüfen.

In diesem Zusammenhang wird auf einen Bürgerantrag aus dem Jahre 2009 verwiesen, der die Rekonstruktion des Lustgartens im Bereich des Kermisdahlhangs zum Inhalt hatte (Drucksache Nr. 41/IX, IX Ratsperiode) Seinerzeit ist beschlossen worden, wie auch in dieser Drucksache vorgeschlagen vorzugehen.

Beratungsweg:

Hier können Sie den Beratungsweg und die Beschlussfassungen der Vorlage verfolgen

Ausschuss für Bürgeranträge, 06.03.2012
Beschluss:
Der Ausschuss für Bürgeranträge beschließt einstimmig, zunächst die Rekonstruktion der historischen Gartenanlagen in deren Kernbereichen (Amphitheater/ Tiergarten) zu realisieren. Die Verwaltung wird beauftragt, nach Umsetzung der in diesen Teilbereichen vorzunehmenden Maßnahmen Untersuchungen durchzuführen mit dem Ziel, die Machbarkeit und Sinnhaftigkeit der Rekonstruktion oder Ergänzung der historischen Gartenanlagen des Bereichs Kermisdahlhang zu prüfen.
Wortbeitrag:
Ausschussvorsitzender Teigelkötter weist die Antragstellerin Frau Andrea Westermann auf ihre Beteiligungsrechte in der Sitzung hin.

Frau Andrea Westermann begründet ihren Antrag. Sie sei Anwohnerin des Prinzenhofs und ausgiebige Nutzerin der umliegenden Parkanlagen. Diese hätten durch die durchgeführten Maßnahmen in der letzten Zeit an Attraktivität gewonnen. Es gehe im Wesentlichen um die Ostseite des Kreisgebäudes. Die Wiederherstellung dieser Wegeverbindung sollte als zusätzliche Maßnahme berücksichtigt werden. Sowohl die Bürger der Stadt Kleve als auch die Besucher hätten das Bedürfnis, dass die historischen Hintergründe der Stadt aufgearbeitet würden. Sie spricht u.a. die Bedeutung der Bäderkultur für Kleve an. Zudem nehme das Hotel Maywald eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Stadt Kleve ein. Der von ihr vorgeschlagene Weg schaffe eine Verbindung der Parkbereiche, wodurch das Gesamtgefüge Norden und Süden des Kreisgebäudes betont werde. Sie spricht von einer besonderen Form des Spazierengehens auf dieser Ebene, da sich ein perspektivischer Blick auf die Stadt, die Burg und den Hang erschließe. Der von ihr vorgeschlagene Weg sei eine schöne Ergänzung.
Sie händigt den Ausschussmitgliedern Bilder zu den von ihr angesprochenen Flächen aus.

Technischer Angestellter Posdena meint, dass die Verwaltung in der Drucksache herausgestellt habe, dass auch sie den Gartenanlagen eine große Bedeutung beimesse. Die Priorität liege aber auf der Restaurierung der Kernanlagen Amphitheater und Tiergarten. Außerdem sei ein Pflegekonzept in Erarbeitung. Der von Frau Westermann vorgeschlagene Weg sei für Spaziergänger sicherlich interessant. Allerdings sei nicht klar, ob er historisch auch dort vorhanden gewesen sei. Gemeinsam mit der Denkmalbehörde werde ein Konzept über die zu rekonstruierenden Epochen erarbeitet. Da sich der Weg an einer sehr steilen Stelle befinde, sei eine Restaurierung mit einem hohen technischen und finanziellen Aufwand verbunden. Ein Provisorium scheide aus genau diesen Gründen aus. Grundsätzlich befürworte die Verwaltung den Vorschlag der Antragstellerin und nehme diesen in das Gesamtkonzept mit auf.

Antragstellerin Westermann kann es nachvollziehen, dass eine Entscheidung dahingehend getroffen werden müsse, welche Epochen in den Vordergrund gestellt würden. Sie halte es für sinnvoll, wenn an die Bäderzeit erinnert werde. Es gebe bereits Darstellungen, in denen die vorhandene Terrasse sehr stark betont werde. Wie der Weg damals verlaufen sei, sei zwar nicht belegbar, aber zumindest habe es diesen gegeben.

Erster Beigeordneter Haas führt aus, dass die vom Rat beschlossene Priorität auf der Wiederherstellung der historischen Park- und Gartenanlagen liege und dafür im Jahr 2012 250.000 € in den Haushalt eingestellt worden seien. In den nächsten Jahren würden sicherlich weitere Maßnahmen folgen. Er erinnert beispielhaft an die Herstellung der Birnenallee sowie an den Weg am Kermisdahl entlang. Bei diesen Maßnahmen seien immer auch die Eigentumsverhältnisse zu berücksichtigen. Die Verwaltung habe sich daher in den letzten Jahren auf Maßnahmen konzentriert, die sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten habe umsetzen können. Eine Umsetzung dieses Antrags sei auch aufgrund der Eigentumsverhältnisse sehr schwierig und aus Sicht der Verwaltung keine nächste Priorität.

Frau Westermann erklärt, dass sie genau die Entwicklungen der letzten Zeit angetrieben hätten, diesen Antrag zu stellen. Sie erfreue sich daran, dass etwas getan werde. Sie meine, dass ihr Antrag zur Komplettierung dieser Anlage am Kermisdahl beitrage. Sie weist darauf hin, dass sie eine Kopie ihres Antrages auch dem Kreis zugeleitet habe.

StV. Dr. Meyer-Wilmes äußert, dass sie die Gedanken der Antragstellerin sehr gut verstehen könne und dankbar über die sehr gut ausgearbeitete Idee dieses Antrages sei. Allerdings sei die Sicherung des Hanges sehr schwierig und kostenintensiv. Zudem werde bei Umsetzung dieses Antrages sicher die Frage gestellt, welche Zeitphase rekonstruiert werde. Sie bittet um Geduld und Zufriedenheit, da diese Idee in das Pflegekonzept der Stadt mit aufgenommen worden sei. Sie halte die Empfehlung der Verwaltung für vernünftig.

StV. Kröll glaubt, dass alle Stadtverordneten wüssten, wie wertvoll diese Anlagen für die Stadt Kleve seien und dass die Idee der Antragstellerin beizeiten umgesetzt werde. Allerdings gebe es derzeit andere Prioritäten. Genau dies mache aber den Charme der Vorlage der Verwaltung aus, indem die Anregung aufgenommen worden sei und zu gegebener Zeit überprüft werde. Dem Anliegen der Antragstellerin werde somit Rechnung getragen.

Bürgermeister Brauer äußert, dass er sehr dankbar sei, dass es solche Bürgerinnen und Bürger in Kleve gebe. Er hält die Idee der Antragstellerin für nachvollziehbar und dankt ihr, dass sie diese so sensibel und verantwortungsvoll vorgetragen habe. Die Verwaltung werde diese Anregung ernst nehmen, aber auch strukturell damit umgehen, indem zunächst die Grundlagen erarbeitet würden. Erste Priorität liege in der Tat auf der Wiederherstellung der historischen Park- und Gartenanlagen im Zusammenhang mit dem Museum Kurhaus, um das Gesamtbild zu komplettieren. Diese Vorgehensweise erfahre eine riesige Resonanz. In Kleve gebe es zudem weitere Akteure, wie z.B. den Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering, der in den vergangenen Jahren sehr gute Arbeit geleistet habe und auf dessen Initiative u.a. der Voltaire-Weg und der Prinz-Moritz-Weg wieder hergestellt worden seien. Er versichert, dass die Anregung der Antragstellerin in guten Händen sei.

Ausschussvorsitzender Teigelkötter formuliert einen möglichen Beschlussvorschlag.

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