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552/IX. - Ehrenbürger Richard van de Loo;


Ehrung durch Benennung einer Straße, eines Platzes oder eines öffentlichen Gebäudes

Vorlagennummer552/IX.
Beratungsartöffentlich
Drucksache und Anlagen:
Beschlussvorschlag:


Der Ausschuss für Bürgeranträge folgt der Anregung der Antragstellerin und beschließt, eine Straße oder einen Platz nach dem Ehrenbürger der Stadt Kleve Richard van de Loo zu benennen. Die Verwaltung wird beauftragt, dem Bau- und Planungsausschuss in einer seiner nächsten Sitzungen einen geeigneten Vorschlag zur Beratung vorzulegen.

Sachverhalt:


Mit Schreiben vom 23.01.2012 regte die Antragstellerin an, eine Straße, einen Platz oder ein öffentliches Gebäude nach dem Ehrenbürger der Stadt Kleve Richard van de Loo zu benennen. Anlass für ihre Anregung war die Vorstellung verdienter Bürger in der örtlichen Presse im Oktober des vergangenen Jahres.

Der Vorschlag der Antragstellerin wird aufgegriffen. Wie den nachfolgenden Ausführungen zu entnehmen ist, war Richard van de Loo ein bemerkenswerter Bürgermeister der Stadt Kleve, der es verdient hat, dass eine Straße oder ein Platz nach ihm benannt wird. (Aufgrund der relativen Kurzlebigkeit heutiger Neubauten sollte von der Benennung eines Gebäudes abgesehen werden.)


Das Leben des Richard van de Loo

Richard van de Loo und sein Zwillingsbruder Hermann wurden am 1. Februar 1909 geboren, als Söhne eines Geschlechts, das seit verschiedenen Jahrhunderten in Asperden beheimatet war und aus dem mehrere Personen, die öffentliche Verwaltungstätigkeiten ausgeübt haben, hervorgegangen sind. Ihr Großvater war Bürgermeister von Asperden, ihr Vater war der Anwalt Franz van de Loo, der in der Stadt Kleve in hohem Ansehen stand. Er war seit 1920 Stadtrat, aber hatte 1933 nach der nationalsozialistischen Machtergreifung sein Mandat niederlegen müssen. Als er zwei Jahre später den Juden Emil Mannheimer verteidigte, wurde Franz van de Loo u.a. zum Opfer eines Boykotts seiner Antwaltspraxis. In den Jahren 1945/46-1948 gehörte er zu den ersten Mitgliedern des neuen Stadtrats und 1952 wurde er zum ersten Ehrenbürger der Stadt Kleve der Nachkriegszeit.
Richard van de Loo und sein Bruder Hermann besuchten das staatliche Gymnasium in Kleve. Nach dem Abitur studierte Richard Jura in Freiburg, München und Bonn, 1933 bestand er sein Examen als Referendar, 1937 wurde er zum Assessor und 1940 erfolgte die Zulassung als Rechtsanwalt in Kleve.
Seine politische Laufbahn fing 1946 an, als er der CDU beitrat. Er sollte u.a. von 1955 bis 1974 Vorsitzender und später Ehrenvorsitzender der Kreis-CDU, von 1952 bis 1969 Mitglied bzw. Vorsitzender der Kreistags-Fraktion der CDU sowie von 1952 bis 1975 Vorstandsmitglied der Kommunalpolitischen Vereinigung sein.
Von 1948 bis 1984 war er für die CDU im Klever Stadtrat. Dieser wählte ihn am 31. Januar 1955 zum Nachfolger von Bürgermeister Dr. Josef Stapper. Dieses Ehrenamt sollte er innehaben, bis er aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste und am 29. August 1984 Gert Brock zu seinem Nachfolger gewählt wurde. Insgesamt ist Richard van de Loo also fast 30 Jahre lang Bürgermeister der Stadt Kleve gewesen. In der Stadtgeschichte gibt es dafür nur zwei Parallelbeispiele: Bernhard Benjamin von Oven war in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts 30 Jahre Bürgermeister (1764-1794), Dr. Heinrich Wulff in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts 29 Jahre (1903-1932).
Diese lange Amtszeit von Bürgermeister Richard van de Loo ist sicherlich als Zeichen des allgemeinen Vertrauens und der breit getragenen Wertschätzung zu betrachten. Dafür spricht, dass er mehrfach so gut wie einstimmig – d.h. lediglich mit Enthaltung der eigenen Stimme – vom Rat wiedergewählt worden ist. Stimmenthaltungen oder Gegenstimmen bei anderen Wiederwahlen waren parteipolitisch motiviert und richteten sich ausdrücklich nicht gegen seine Person. Die allgemeine Hochachtung formulierten auch die Wortführer aller Fraktionen bei verschiedenen Ehrungen, u.a. anlässlich seines 60. und 70. Geburtstags. In einer besonderen Sitzung am 21. Februar 1984 wurde Richard van de Loo vom Stadtrat einstimmig die Ehrenbürgerschaft zuerkannt.
Hervorgehoben wurde bei solchen Anlässen stets der souveräne Auftritt dieses Bürgermeisters, der zwar seine eigene Sichtweise nicht verleugnete, aber allen Parteien gegenüber loyal war. Mit seiner ruhigen und humorvollen Art, bedachtsam handelnd, wusste er Wogen zu glätten und für eine konstruktive Atmosphäre in Rat und Ausschüssen zu sorgen. In der Stadt war er sehr präsent und im Umgang mit der Bürgerschaft fand er bei den unterschiedlichsten Anlässen den richtigen Ton.
Die Amtszeit dieses Bürgermeisters fing gegen Ende der ersten und intensivsten Phase des Wiederaufbaus der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg an. Markiert wird dieses Ende durch die Einweihung des neueingerichteten Rathauses an der Kavarinerstraße im Jahre 1957, nachdem im Vorjahr bereits das St.-Antonius-Hospital an der Albersallee eingeweiht worden war. Die weitere Amtszeit wurde von der Fortsetzung des Wiederaufbaus sowie von einer Modernisierung der Stadt geprägt. Rückblickend nannte Richard van de Loo selbst die Einweihung des Hallenbads (1958), des Museums Haus Koekkoek (1960), des Gustav-Hoffmann-Stadions (1963), der Rheinbrücke bei Emmerich und der Stadthalle (1965) sowie den Bau des Klever Rings (1977-1979) und die Einrichtung der Fußgängerzone (1977-1983) als die wichtigsten Ereignisse dieser Zeit. In diesen Jahren fanden im Übrigen auch die Kommunalreform von 1969 sowie die Kreisreform von 1975 statt. Richard van de Loo betrachtete daneben die Ausstellungen zum 100. Todestag von B.C. Koekkoek (1962) und zum 300. Todestag von Johann Moritz von Nassau-Siegen (1979) als Höhepunkte seiner Amtszeit. Außerdem konnte er am 1. Dezember 1978 im Museum Haus Koekkoek den Bundeskanzler Helmut Schmidt sowie den niederländischen Premierminister Dries van Agt mit ihren beiden Außenministern, die sich hier zu deutsch-niederländischen Gesprächen trafen, empfangen.
Richard van de Loo war auch auf vielen anderen Gebieten ehrenamtlich tätig. Bereits 1947 trat er dem Sparkassenvorstand bei und 1949 dem Vorstand des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands. Ab 1954 wurde er Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Landespolizeibeirats und Justitiar des Kreisverbands vom Deutschen Roten Kreuz, später u.a. stellvertretender Vorsitzender der deutsch-niederländischen Vereinigung Liemers-Niederrhein (ab 1970) sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft mbH Kleve (ab 1976). Auch war er bereits seit 1953 im Vorstand des Ferienlagers 'Wolfsberg e.V.'. Als Vorsitzender des Kirchenbauvereins bzw. Vorstandsmitglied der Pfarrgemeinde setzte er sich für den Wiederaufbau der Stiftskirche ein. Daneben war er von 1964 bis 1976 Wahlmitglied des Verfassungsgerichtshofes für das Land Nordrhein-Westfalen. Dafür erhielt er 1978 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, nachdem er bereits 1970 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse erhalten hatte.
Bürgermeister Richard van de Loo ist einmal als 'Meisterbürger' bezeichnet worden. Tatsächlich war er ein vorbildlicher Bürger der Stadt Kleve indem er bereit war, in der jungen Demokratie, die die Bundesrepublik Deutschland der Nachkriegszeit war, nicht nur die Bürgerrechte zu genießen, sondern als Bürger auch Verantwortung zu übernehmen. Das tat er sowohl als Kommunalpolitiker und Bürgermeister wie auch in zahlreichen anderen ehrenamtlichen Funktionen mit großem Engagement und über Jahrzehnte hinweg, in einer Weise, die ihm viel Respekt über die Parteigrenzen hinaus einbrachte. Dabei hat er ein wichtiges Kapitel der Klever Stadtgeschichte wesentlich mitgestaltet.

Beratungsweg:

Hier können Sie den Beratungsweg und die Beschlussfassungen der Vorlage verfolgen

Ausschuss für Bürgeranträge, 03.05.2012
Beschluss:
Der Ausschuss für Bürgeranträge folgt der Anregung der Antragstellerin und beschließt einstimmig, eine Straße oder einen Platz nach dem Ehrenbürger der Stadt Kleve Richard van de Loo zu benennen. Die Verwaltung wird beauftragt, dem Bau- und Planungsausschuss in einer seiner nächsten Sitzungen einen geeigneten Vorschlag zur Beratung vorzulegen.

Der Ausschuss für Bürgeranträge beauftragt die Verwaltung zudem zu prüfen, inwieweit Franz van de Loo, der aufgrund seiner Verdienste in der Nazizeit die Ehrenbürgerschaft erlangt hat, eine besondere Form der Ehrung erfahren kann.
Wortbeitrag:
Herr van Appeldorn begründet stellvertretend für seine Frau, Frau Dr. van Appeldorn, den Antrag. Dem ehemaligen Bürgermeister Richard van de Loo solle eine besondere Form der Ehrung zuteil werden, die einen entsprechend großen Erinnerungswert in der Bevölkerung nach sich ziehe.

StV. Dr. Meyer-Wilmes äußert, dass sie den Antrag unterstütze. Ihre Fraktion schlage vor, auch den Vater von Richard van de Loo, der aufgrund seiner Verdienste in der Nazizeit selbst Ehrenbürger dieser Stadt sei, in diese Ehrung mit einzubeziehen und eine gemeinsame Ehrung eines Platzes oder einer Straße durch den Namen van de Loo vorzunehmen.

Bürgermeister Brauer entgegnet, dass selbstverständlich jeder Hinweis auf Bürger, die sich in der Nazizeit verdient gemacht hätten, lobenswert sei. Dennoch handele es sich um zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, die auch individuell zu betrachten seien. Die Verwaltung habe sich bewusst dafür entschieden, den Antrag zur Ehrung von Richard van de Loo in einer entsprechenden Fokussierung zu behandeln. Er regt an, eine mögliche Ehrung von Franz van de Loo losgelöst von dieser Thematik zu diskutieren.

StV. Kröll teilt mit, dass auch die CDU-Fraktion den Vorschlag der Antragsteller begrüße. Eine gemeinsame Ehrung von Richard van de Loo und seinem Vater halte sie nicht für gut, da sie die Ehrenbürgerschaft vor unterschiedlichen Hintergründen erhalten hätten. Sie verstehe den Vorschlag von Frau Dr. Meyer-Wilmes als zusätzliche Anregung, die in einem zweiten Schritt Berücksichtigung finden könne.

Auch StV. Fischer begrüßt im Namen der SPD-Fraktion den Antrag und hält es für sinnvoll, wenn die Diskussion über die Ehrung der Ehrenbürger Richard und Franz van de Loo inhaltlich getrennt werde. Ihre Fraktion schließe sich dem Verwaltungsvorschlag an.

StV. Kepser äußert, dass auch sie nur den Namen van de Loo für zu neutral halte. Vielleicht könne die Anregung der Ehrung von Franz van de Loo in einem zweiten Schritt behandelt werden. Sie spreche sich dafür aus, dass eine Straße oder ein Platz, nicht aber ein Gebäude, nach Richard van de Loo benannt werde.

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