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900/X. - Versetzung des Narrenbrunnens

Vorlagennummer900/X.
Beratungsartöffentlich
Drucksache und Anlagen:
Beschlussvorschlag:


Der Ausschuss für Bürgeranträge lehnt den Antrag des Herrn Andreas Ritter auf Versetzung des Narrenbrunnens vom kleinen Markt auf bzw. vor den neu gestalteten Rathausvorplatz bzw. einen alternativen Standort im Bereich des Haupteingangs des Rathauses ab.

Sachverhalt:


Herr Andreas Ritter beantragt, den Narrenbrunnen vom Platz „Kleiner Markt“ auf bzw. vor den neu gestalteten Rathausvorplatz zu verlegen. Auf Nachfrage hat Herr Ritter diesen Antrag insofern präzisiert, als dass er sich als geeignete Standorte entweder einen Bereich vor dem Eingang zur Touristeninformation oder alternativ auf der Grünfläche vor dem Haupteingang des Rathauses vorstellen könne. An diesen beiden Plätzen sei der Narrenbrunnen für Besucher und Einwohnern optisch besser wahrnehmbar, da diese Bereiche stärker frequentiert würden.

Die Stadt Kleve hat im Jahr 2000 einen Wettbewerb ausgeschrieben mit dem Ziel, den damals als Parkplatz genutzten kleinen Markt einer repräsentativen und gestalterisch höherwertigen Nutzung zuzuführen. Insbesondere auch in Anbetracht der Tatsache, dass der Kleine Markt als Vorplatz für die für Kleve sehr bedeutsame Stiftskirche darstellt. Ziel war es, den gesamten Bereich um die Stiftskirche, insbesondere aber den kleinen Markt, gestalterisch aufzuwerten.

Auf Anregung der Gesellschaft der Schwanenfunker Kleve e.V. wurde das Thema „Narren“ in den Mittelpunkt des Kunstwettbewerbs gestellt, um somit auch an die über 600-jährige Tradition der Klever Geckengesellschaften zu erinnern. 1381 wurde in Kleve der ‘Order van ‘t Gecken-Geselshap‘ ins Leben gerufen. Dieses Ereignis stellt quasi die Geburtsstunde des rheinischen Karnevals dar. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Orden 12 Jahre nach seiner Gründung, wie bei seiner Gründung angedacht, aufgelöst wurde. Der kleine Markt war vor 600 Jahren der historische Versammlungsplatz der Klever Gecken-Gesellschaft. In der Folge wurde hier 1881 das Lohengrin Denkmal errichtet, welches aber 1908/09 zum Kaiser-Wilhelm-Platz versetzt wurde, um Platz zu schaffen für das Hohenzollerndenkmal mit Reiterstand des großen Kurfürsten. Selbiges Denkmal steht nunmehr an der Schlossstraße. Der kleine Markt ging leer aus und fristete viele Jahre als Parkplatz ein wenig beachtetes und städtebaulich vernachlässigtes Dasein. Zunehmend war ein städtebaulicher Handlungsbedarf zu erkennen.

Es bietet sich also an, hier an die lange Tradition der Klever Gecken zu erinnern, um gleichzeitig einem städtebaulichen Missstand zu begegnen. Und dies tut man am besten in Form eines Kunstwerkes, welches die sowohl ernsten aber auch heiteren Seiten des Klever Geckentums abzubilden vermag. Die Künstlerin und Schöpferin des Narrenbrunnens, Frau Anette Mürdter aus dem schwäbischen Winterbach, hat sich im Zuge des Wettbewerbs, den die Stadt ausgeschrieben hat, darüber intensiv Gedanken gemacht und letztendlich zurecht den Wettbewerb gewonnen. Nach einer entsprechenden Planungs- und Umsetzungsphase konnte der „Narrenbrunnen“ im November 2001 der Öffentlichkeit übergeben werden. Entstanden ist dort zum einen ein Ort der Würdigung der Klever Geckengesellschaften, zum anderen ein städtebaulich attraktiver Platz, der sowohl Touristen als auch Einheimische zum Verweilen einlädt und neugierig macht. Nicht umsonst ist der Kleine Markt heute Bestandteil zahlreicher Stadtführungen und wird in den entsprechenden Foren als touristisches Highlight empfohlen.

Insofern stellt sich die Frage, inwieweit man diesen Ort durch die Versetzung des dort etablierten Narrenbrunnens, der dort aus gutem Grund platziert wurde, entwerten sollte, um dann im Nachklang hier einen städtebaulichen Missstand erneut aufgreifen zu müssen, was in jedem Fall mit erheblichen Kosten verbunden wäre. Die Platzierung des Narrenbrunnens an dieser Stelle hat sowohl historische Gründe als auch eine hohe städtebauliche Qualität erzeugt, die den gesamten Raum aufwertet. Gerade die Verteilung der touristischen Highlights im Stadtgebiet sorgt dafür, dass Besucher die Gesamtstadt erwandern und sich eben nicht nur im unmittelbaren Zentrum der Stadt bewegen. Durch diese Verteilung werden Besucher dieser Stadt gerade in die Lage versetzt, Neues zu entdecken, neue Wege zu beschreiten, und die Stadt als Ganzes zu erfassen. Zudem verlängert sich die Verweilzeit unweigerlich. Die Konzentration touristischer Highlights auf einen Ort ist hier kontraproduktiv. Zudem dient der Narrenbrunnen eben auch nicht nur als touristisches Highlight sondern hat auch die Funktion eines Denkmals, eben der Erinnerung an die Gründung der ersten Geckengesellschaft und deren Versammlungsort.

In Bezug auf die Kosten muss festgehalten werden, dass eine Demontage und Neuaufstellung des Narrenbrunnens an anderer Stelle zu erheblichen Kosten führen würde, da auch z.B. die gesamte Brunnentechnik aufgenommen und versetzt werden müsste. Nicht vergessen darf man, dass der Narrenbrunnen, so wie er konzipiert worden ist, eben für das Umfeld des kleinen Marktes gestaltet worden ist. In einem anderen räumlichen Kontext wäre die Wirkung des Narrenbrunnens eine vollständig Andere, mutmaßlich nicht Passende. Der kleine Markt würde darüber hinaus seiner gestalterischen Konzeption beraubt, so dass hier notwendigerweise weitere Mittel zur Umgestaltung bereitgestellt werden müssten. In der Summe bedeutet dies, dass insgesamt die Kosten für die Errichtung des Narrenbrunnes an der jetzigen Stelle, die Kosten für die Demontage, die Kosten für die Neuaufstellung und die Kosten für die Neugestaltung des kleinen Marktes anzunehmen sind. Dies steht aus Sicht der Verwaltung in keinem Verhältnis zu dem vom Antragsteller aufgeführten vermeintlichen Vorteilen einer Umsetzung. Weder die bessere optische Wahrnehmbarkeit als auch die vermeintlich selbstironische Darstellung von Bürokratie in Form eines Kunstwerks „Narrenbrunnen“ rechtfertigen dies.

Explizit zu den beiden vorgeschlagenen Standorten bleibt zu sagen, dass ein Brunnen in unmittelbarer Nähe zum Wasserlauf in der Wallgrabenzone nicht nur das Element Wasser hier überhöhen würde sondern auch die gestalterische Aussage des Wasserlaufs in der historischen Wallgrabenzone konterkarieren würde.

Ein Standort auf der Grünfläche vor dem Haupteingang des Rathauses kommt derzeit nicht in Frage, da dieser Raum für eine Neugestaltung angedacht ist, hierzu aber noch keine konkreten Detailkonzepte vorliegen, so dass die Möglichkeit besteht, dass ein neuer Narrenbrunnen später nicht in die Gesamtplanung des Rathausvorplatzes integriert werden kann bzw. hier ein Element willkürlich gesetzt wird, welches später großen Einfluss auf die Gesamtplanung haben wird.

Sehr wohl kann darüber nachgedacht werden, und dies geschieht auch schon, inwieweit im künftig gestalteten Umfeld des Rathauses Kunst ihren Platz finden soll. Mit welcher Botschaft diese Kunst versehen werden soll, kann diskutiert werden. Ein Kunstwerk, welches einen leicht ironischen Blick auf die Bürger und Bürgerinnen der Stadt Kleve, deren Rat und deren Verwaltung wirft, ist denkbar. Die Kunst, über sich selbst lachen zu können, ist nicht jedem gegeben, lässt sich aber möglicherweise künstlerisch darstellen. Soweit kann man den Ausführungen des Antragstellers zustimmend folgen. Auch kann dem Antragsteller zugestimmt werden in seiner Aussage, dass sich Kirche, Kunst und Kultur nicht gegenseitig ausschließen. Immerhin steht der derzeitige Narrenbrunnen vor der Stiftskirche in unmittelbarer Nähe zum Kunstwerk des toten Kriegers von Ewald Mataré.

Beratungsweg:

Hier können Sie den Beratungsweg und die Beschlussfassungen der Vorlage verfolgen

Ausschuss für Bürgeranträge, 03.09.2018
Beschluss:
Der Ausschuss für Bürgeranträge lehnt den Antrag des Herrn Andreas Ritter auf Versetzung des Narrenbrunnens vom kleinen Markt auf bzw. vor den neu gestalteten Rathausvorplatz bzw. einen alternativen Standort im Bereich des Haupteingangs des Rathauses einstimmig ab.
Wortbeitrag:
Die StV. Schoofs, StV. Teigelkötter und Ausschussvorsitzender Goertz schließen sich den Ausführungen der Drucksache an und teilen für ihre Fraktionen die Zustimmung zum Beschlussvorschlag mit.

Auf Anregung von StV. Schoofs, das KRK hinsichtlich einer zusätzlichen Nutzung des Ratshausplatzes zu beteiligen, sagt Bürgermeisterin Northing zu, diese Anregung bei der kommenden Mitgliederversammlung des KRK, zu der sie eingeladen sei, vorzutragen.

StV. Hiob merkt an, dass der Antrag als positive Aspekte aufzeige, dass der Narrenbrunnen gefalle und der Rathausplatz einer Nutzung zugeführt werden solle.

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